Unser Klimaaktionsplan

Ein Plan für alle

Wir haben einen mutigen, realistischen und bürger*innennahen Klimaaktionsplan erstellt – sowie Werkzeuge, um ihn umzusetzen. Damit senken wir Kosten und Emissionen und erhöhen die Sicherheit unserer Stadt!

Ambitioniert

Wer hinten liegt, muss mehr aufholen. Um bis 2040 die Klimaneutralität zu erreichen, müssen jetzt auch schwierige Bereiche ambitioniert angegangen werden.

Wirtschaftlich

Erneuerbare Energien sind gut für die Wirtschaft. Sie reduzieren die Abhängigkeiten von globalen Verwerfungen und steigern die regionale Wertschöpfung. So kann die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz unserer Wirtschaft.

Fokussiert

Wir priorisieren wesentliche Hebel. In den Bereichen Wärme, Strom und Mobilität entsteht der größte Anteil der Emissionen. Hier setzen wir mit unserem Klimaaktionsplan an.

Zum Vorteil von allen

Gemeinwohl heißt: Alle profitieren. Bayreuth soll lebenswert für alle bleiben.

Analyse: Bayreuth steht schlecht da.

Bayreuth hat ein Ziel für die Klimaneutralität bis 2040 und ein integriertes Klimaschutzkonzept, kurz iKSK, sowie diverse Ergänzungen beschlossen. Aktuell gilt ein Drei-Jahres-Aktionsplan. Leider ergibt das alles zusammen keinen stringenten Plan, anhand dessen die Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden kann.

Nicht klar, wie Ziele genau erreicht werden sollen

Informationen zum aktuellen Fortschritt zu finden, war für uns kaum möglich. Die nähere Betrachtung von Zielen und Plänen zeigt große Defizite, die für kommunale Klimaschutzkonzepte leider typisch sind.

Es mangelt nicht an Beschlüssen. Im Dezember 2021 hat der Stadtrat Bayreuth beschlossen: “Die Klimaneutralität für die Stadt Bayreuth soll bis 2040 erreicht werden.” Im April 2022 hat der Stadtrat das “integrierte Klimaschutzkonzept” mit Drei-Jahres-Aktionsplan bis 2025 und den Strategieplan bis 2040 beschlossen.

Nahtlose Fortschreibung fehlt

Der Drei-Jahres-Aktionsplan gilt nur bis November 2025. “Rechtzeitig vor Ablauf des Umsetzungszeitraums”, so heißt es im Klimaschutzkonzept (S. 269), solle “Bilanz gezogen und ein weiterer Aktionsplan entwickelt und vom Stadtrat beschlossen werden. Ein nahtloser Übergang zu einem aktualisierten Aktionsplan soll gewährleistet sein.”

Das ist jedoch nicht der Fall.

Konkrete Maßnahmen für große Hebel fehlen

Die einsehbaren Pläne und Zwischenberichte hinterlegen das Bayreuther Klimaziel nicht mit quantifizierten Einzelmaßnahmen. Das integrierte Klimaschutzkonzept weist zwar eine Fülle von Maßnahmen aus, jedoch haben diese entweder rein vorbereitenden oder begleitenden Charakter, oder es fehlt an klaren Meilensteinen und Verantwortlichkeiten.

Darüber hinaus sinken die Treibhausgas-Emissionen nicht schnell genug.

300 Mio. € Kosten für fossile Energien pro Jahr

In 2025 wird die Summe aller fossiler Kosten aller Akteure Bayreuths (Unternehmen, Bürger*innen, Verwaltung) rund 300 Mio. € betragen. Je später Bayreuth klimaneutral ist, umso mehr Geld fließt für Öl und Gas aus Bayreuth ab.

Über die Berechnung

Fossile Kosten meint die Geldsumme, die alle Bayreuther Akteure beim Tanken, Stromverbrauch und Heizen für fossile Energien ausgeben. Zu den Akteuren zählen Bürger*innen, Unternehmen und Verwaltung.

Ausgangsbasis: Integriertes Klimaschutzkonzept Bayreuth (2019). Berechnete fossile Energieverbräuche (in MWh) und durchschnittliche Energiepreise (Stand 2025):

  • Benzin: 154.194 MWh | 1,79 Euro/l ~ 201,12 Euro/MWh

  • Diesel: 321.304 MWh | 1,66 Euro/l ~ 169,39 Euro/MWh

  • Erdgas: 942.391 MWh | 0,12 Euro/kWh = 120 Euro/MWh

  • Heizöl: 261.785 MWh | 0,95 Euro/l ~ 95 Euro/MWh

  • Strom (fossiler Anteil ~40%): 179.679 MWh | 0,40 Euro/kWh = 400 Euro/MWh

Daraus ergeben sich die fossilen Jahreskosten 2025:

  • Benzin 31 Mio €

  • Diesel 54 Mio €

  • Erdgas 113 Mio €

  • Heizöl 25 Mio €

  • Strom Fossil (geschätzt 40%) 72 Mio €

  • Gesamt 295 Mio €

Der notwendige Zielpfad für THG-Emissionen wird krachend verfehlt

Wir haben den Trend der letzten Jahre bis 2040 fortgeführt. Weil die Emissionen während der Covid-Pandemie außergewöhnlich stark gefallen sind, würde die Trendlinie realistischerweise wohl eher flacher ausfallen.

Quelle: Integriertes Klimaschutzkonzept Stadt Bayreuth (2022), S.12+40, Extrapolation durch die Klimastimmen.

Die meisten THG-Emissionen entstehen in drei Sektoren

Diese wesentlichen Hebel müssen schleunigst in den Fokus aller Anstrengungen zur Umsetzung.

Quelle: THG-Emissionen nach Energieformen für das Jahr 2019, Integriertes Klimaschutzkonzept Stadt Bayreuth (2022), S.35

Die Stadt Bayreuth verfolgt zu wenig konkrete Umsetzungsprojekte

Alle Maßnahmen im integrierten Klimaschutzkonzept bewertet nach Typ.

Quelle: Stadt Bayreuth - Integriertes Klimaschutzkonzept (2022), Auswertung der Klimastimmen.

Daher war ein Update notwendig

Die rund 130 Maßnahmen des Bayreuther Klimaschutzkonzeptes stellen die Zielerreichung bis 2040 nicht sicher. Die Maßnahmen des 3-Jahres-Aktionsplans sind wenig konkret und der Umsetzungsstand intransparent.

Drei-Jahres-Aktionsplan nicht transparent und ambitioniert genug

Die Etappenziele des Aktionsplans 2022-2025 können nicht transparent nachverfolgt werden. Bei PV und Wärme fehlen ambitioniertere Zielwerte.

Bei linearer Senkung müssten bis Ende 2025 bereits 110.000 t CO2e eingespart sein.

Maßnahmen im iKSK nicht quantifiziert

Lediglich 8% der gesamten THG-Emissionen sind überhaupt mit quantifizierten Maßnahmen hinterlegt. Es fehlt an zeitlichen Meilensteinen für konkrete Umsetzungen.

Fehlendes Controlling

Für externe Beobachter*innen und die Öffentlichkeit ist es quasi unmöglich, Konzept und Zielerreichung nachzuvollziehen. Viele PDF-Dokumente an verschiedenen Orten sind ermüdend und wenig inklusiv.

Strategische Ausrichtung der Stadtwerke Bayreuth ausgeklammert

Die Maßnahme "Zukunftsfeste Stadtwerke Bayreuth" ist im städtischen iKSK nicht enthalten. Die eigenen Maßnahmen der Stadtwerke wiederum umfassen keine strategische Neuausrichtung weg vom Gas. Auch keine Zahlen zum notwendigen Stromnetzausbau oder der Vergrünung der Fernwärme. Die Konzepte von Verwaltung und Stadtwerken wirken daher nicht ausreichend aufeinander abgestimmt. Die Implikationen für den städtischen Haushalt bleiben unbeachtet.

Etappenziele: Unklar.

Folgende Etappenziele sollten laut der Stadt Bayreuth bis 2025 erreicht werden:

  • Die wärmebedingten Emissionen werden bis 2025 um 0,7 t CO2e pro Person und Jahr, bis 2030 um 1,5 t CO2e pro Person und Jahr verringert.

  • Der Anteil der Photovoltaik am Gesamtstromverbrauch steigt auf mindestens 8%. Bis 2030 werden mehr als 15% des Strombedarfs durch Photovoltaikstrom abgedeckt.

  • Bis 2024 ist das klimafreundliche Mobilitätskonzept erstellt.

  • Die verkehrsbedingten Emissionen werden bis 2025 um 15%, bis 2030 um mehr als 30% reduziert.

  • Bis Ende 2025 wird das Vorgehen für die fünf größten Stromverbraucher und die fünf größten Wärmeenergienutzer unter den Liegenschaften abgesteckt. Für mindestens zwei dieser Gebäude wird ein konkreter Sanierungsfahrplan vorgelegt.

  • Bis 2022 entscheiden Stadt und Landkreis über einen Um- oder Neubau des Klinikums, damit die Klinikum Bayreuth GmbH ein fundiertes Klimaschutzkonzept entwickeln kann.

Übersicht und Zeitstrahl. Ziele: Klimaneutralität 2040, keine Überschreitung des CO2-Restbudgets. Zeitstrahl mit kurz-/mittel-/langfristigen Maßnahmen. Diverse Etappenziele.
© Stadt Bayreuth (Screenshot Webseite 16.08.2025)

Die Wärme-bedingten Emissionen betragen in Bayreuth mehr als 4 t CO2e pro Kopf. Wenn bis 2030 lediglich 1,5 t eingespart werden sollen, bedeutet dies faktisch die Aufgabe des Klimaziels 2040. Beim PV-Ausbau fehlt es an Dynamik, das Ziel ist nicht anspruchsvoll genug. Insgesamt fehlen klare und messbares Etappenziele

Für 92% der Emissionen gibt es keinen klaren Plan

Bayreuth geht Stand 2021 von rund 660.000 t CO2e aus, die gesenkt werden müssen. Davon sind nur etwa 8% mit quantifizierten Maßnahmen hinterlegt. Für die restlichen 92% liegen keine oder nur sehr allgemein beschriebene Maßnahmen ohne klare Projekte und Verantwortungen vor. Von 130 Einzelmaßnahmen weisen 75 Maßnahmen keinen Umsetzungscharakter auf.

Quelle: Eigene Berechnung anhand der Steckbriefe des Bayreuther iKSK

Kommunale Wärmeplanung ohne Beteiligung

Für eine erfolgreiche, von den Bürgern getragene kommunale Wärmeplanung, ist eine frühzeitige Einbindung und regelmäßige Information der Bürgerinnen und Bürger Bayreuths unabdingbar. Deshalb finden Sie hier zukünftig regelmäßig Informationen über den Stand der Wärmeplanung.
– Stadt Bayreuth

Die Wärmeplanung stellt einen zentralen Baustein der Bürger*innen-Einbindung dar. Bislang fehlt eine echte Beteiligung und Transparenz, ob die kommunale Wärmeplanung das Klimaneutralitätsziel 2040 als echte Vorgabe enthält.

Grafik "Ablauf der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung"
© Stadt Bayreuth, Webseite Screenshot vom 16.08.2025
Keine strategischen Vorgaben zur Elektrifizierung und oder Ausbau der Infrastruktur

Mit wissenschaftlicher Unterstützung haben die Stadtwerke ein Gesamtenergiekonzept erarbeitet, das die Zukunft des Bayreuther Energiesystems untersucht hat. Ein Ergebnis ist der digitale Energienutzungsplan, der seit Mai 2022 von der Öffentlichkeit eingesehen werden kann.

Anhand der kartografischen Darstellung lässt sich beispielsweise einsehen, wo in Bayreuth besonders viel Energie zum Heizen eingesetzt wird und welche Gebiete sich für Freiflächen-Photovoltaikanlagen eignen würden.

Bei der THG-Reduktion heißt es:

Der digitale Energienutzungsplan kann Ausgangspunkt für öffentliche wie private Investitionsentscheidungen sein. Es lässt sich aber nicht beziffern, in welchem Umfang diese zum Tragen kommen.

– Integriertes Klimaschutzkonzept der Stadt Bayreuth (2022), S. 205

Eine Kartenanwendung zeigt Gebäude in Bayreuth, eingefärbt nach Wärmebedarf Ist-Zustand.
© Stadtwerke Bayreuth - Digitaler Energienutzungsplan

Der Klimawandel ist Realität und längst ist klar, dass wir handeln müssen. Auch die Stadtwerke Bayreuth leisten ihren Beitrag, indem wir die Energiewende vor Ort vorantreiben. Bereits heute haben wir beispielsweise über 2.000 Anlagen in unser Netz integriert, die nachhaltigen Strom erzeugen. Das ist gut, aber wir glauben, dass wir noch mehr tun können.

– Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth

Um das Klimaneutralitätsziel 2040 zu erreichen, sind strategische Vorgaben zur Elektrifizierung und dem Ausbau der Infrastruktur vorzugeben. Steigender Strombedarf bei gleichzeitig sinkendem Endenergiebedarf können in messbaren THG-Effekten dargestellt und umgesetzt werden.

Unser Vorgehen

Pragmatisch und ziel- und handlungsorientiert war unser Vorgehen von der Frage geleitet: Welche Emissionen müssen gesenkt werden, um das Ziel 2040 zu erreichen und welche Maßnahmen werden dafür benötigt? Dafür haben wir das Top-Maßnahmenset der Klimaschutzorganisation LocalZero adaptiert und als Prüfmaßstab angelegt.

1 / Bestandsanalyse

Wir haben das städtische Klimaschutzkonzept, verfügbare Informationen zu Statusberichten und externe Quellen analysiert, um einen Überblick über die Planungen und Handlungen in Bayreuth zu gewinnen.

Der Bayreuther Stadtrat hat 2021 das Ziel "Klimaneutralität 2040" vorgegeben . Für 2019 sind THG-Emissionen von 696.411 t CO₂e bilanziert . Um auf das Beschlussjahr (2021) des iKSK zu kommen, haben wir eine lineare Senkung von 2,2 % pro Jahr unterstellt.

Damit ergeben sich für 2021 ausgestoßene Emissionen von etwa 660.000 t CO₂e. Diese müssten bis 2040 auf netto Null reduziert werden.

2 / Umsetzungsdefizite ermitteln

Gemessen am Ziel "Klimaneutralität 2040" haben wir untersucht, ob die geplanten städtischen Maßnahmen hinreichend mit quantifizierten THG-Senkungen, konkreten zeitlichen Meilensteinen, Projekten und Verantwortlichkeiten hinterlegt sind.

3 / Klimaaktionsplan erstellen

Ausgangslage war ein von LocalZero empfohlener und den Klimastimmen adaptierter Maßnahmenkatalog . Die Gesamtemissionen von 660.000 t CO₂e haben wir auf diese Maßnahmen verteilt. Verteilungsschlüssel und Werte wurden der THG-Bilanz der Stadt Bayreuth entnommen. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden die Maßnahmen der Stadt in den Steckbriefen entsprechend zugeordnet und von uns bewertet – in den Abschnitten "Stand laut Stadtverwaltung Bayreuth", sowie "Unsere Bewertung".

4 / Forderungen ableiten

Aus den Diskrepanzen zwischen unserer Analyse, unserem Klimaaktionsplan und dem Stadtratsbeschluss zur Klimaneutralität ergeben sich Forderungen an die Verwaltung und Politik.

5 / Mitmachangebote erstellen & Öffentlichkeitsarbeit

Um unserer und der Verantwortung der Zivilgesellschaft insgesamt gerecht zu werden, haben wir konkrete Angebote zum Mitmachen bestehender Initiativen und neue Ideen gesammelt. Diese Angebote werden in den kommenden Monaten erweitert werden. Hast du eine Idee? Schlag sie vor!

Die Veröffentlichung des Portals mit Analyse, Klimaaktionsplan und Angeboten begleiten wir in den kommenden Wochen kommunikativ auf relevanten Kanälen.

Cover und ein paar Inhaltsseiten des Klimaschutzkonzeptes aufgefächert zur Veranschaulichung.
© Integriertes Klimaschutzkonzept der Stadt Bayreuth mit Drei-Jahres-Aktionsplan (2022)

Wie es weiter geht

Uns ist klar, dass es mit dem Launch der Plattform nicht getan ist. Um das Ziel 2040 wirklich zu erreichen, bedarf es gemeinsamen Anstrengungen von Verwaltung und Zivilgesellschaft. Uns ist die ausgestreckte Hand wichtig. Wir möchten aber auch nicht weiter vertröstet werden. Im besten Falle gelingt diese Aktivierung und führt zu einer echten gemeinsamen Gestaltung.

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Unsere Forderungen
an die Stadt Bayreuth

Zu den Forderungen
Blick in die sommerliche Alexanderstraße in Bayreuth – grüne Bäume, parkende Autos.
© David Schiersner | Flickr